Sylt: Werbung für den Urlaub mit Hund
Deshalb
soll hier auch im Rahmen eines Sylt-Berichts das Thema „Urlaub mit Hund“ zum ersten Mal zu einem Schwerpunkt werden. Im zweiten Teil
folgen eigene für mich interessantere Syltimpressionen.
Um
Missverständnisse zu vermeiden: Das Problem sind nicht die Hunde, sondern die
Hundehalter, und von diesen auch wieder eine Minderheit, wenn auch eine
beachtliche. Im Blick zu behalten: : die offensive Konfliktstrategie der
Hundehalter und ihrer Organisationen. Nicht zu vergessen: Seit Jahren gibt es
in vielen Städten einen erbittert geführten Kampf um Hundeauslaufreviere und
die Sauberhaltung der Straßen, Grünanlagen und Spielplätze. Wir fangen also
nicht bei Null an.
Was
für mich neu war:
Sylt-Tourismus
hat nun extra für den Urlaub mit Hunden
einen Prospekt mit dem Titel „Urlaub mit Hund“ herausgebracht. In ihm werden
die Vorteile eines Urlaubs mit den angeblich so geliebten Vierbeinern
herausgestellt. Man umwirbt also die Hundehalter und will sie gleichzeitig in
die Vorsaison ablenken. Die Kontrolle
der im Prospekt aufgestellten Regeln wird nicht angesprochen. Gibt es sie
überhaupt?
Auch
andere Urlaubsregionen haben entsprechende Werbekampagnen, so etwa die
polnische Küste.
Der
obige Prospekt gibt auch Informationen rund um den Hund. Er macht deutlich,
dass sich inzwischen um Hund und
Hundehalter eine Art „Hundeindustrie“ entwickelt hat.
Auf
Sylt konnte man davon bemerken : das zahlenmäßig massive Auftreten von
Hundehaltern mit Hunden an bestimmten Strandabschnitten, auch Nicht-
Hundestränden. Dazu kommt das Nichteinhalten der Anleinpflicht. Beide Methoden
dienen zur Abschreckung von Gästen ohne Hunde und stellen den Versuch dar,
Dominanz zu erreichen, Gebiete über die
Hundestrände hinaus zu „beherrschen“.
Immer
wieder trifft man an Nicht-Hundestränden Leute mit nicht-angeleinten Hunden
oder angeleinte Hunde mit sehr langen Leinen.
Die organisierten
Hundehalter machen sich die Schwäche der Kurorte zu Nutze, die in der Regel
wohl nicht oder noch nicht in der Lage sind, ihre „Hunderegeln“ mit
entsprechenden Maßnahmen durchzusetzen. Die Polizei scheint diese Aufgabe gar
nicht zu interessieren.
Die
Hunde-Lobby hat in Westerland schon einen gewissen Einfluss, wie der Prospekt
zeigt. Es hat sich eine ganze „Hundeindustrie“ entwickelt, die die Vierbeiner meist
kostenpflichtig umsorgt.
Man
kann sich übrigens in Tierheimen Hunde zur Probe und zum Ausführen ausleihen.
Es sind also auch ungeübte Hundeführer
am Strand unterwegs. Dies gilt auch für Hundesitter, die „ihre“ Hunde nicht
kennen.
Es
gibt übrigens Kenner der Szene, die davon ausgehen, dass die
Hundehalterorganisationen auch aggressive
Strategien zur „Besetzung“ von Hunderevieren oder zur Erlangung von
Dominanz auf günstig gelegenen Arealen
entwickelt haben und das Training von Hundesittern an den Stränden mit
regelrechten Unterstützungs-und Observationsteams(5-6 Leute) begleiten. Es kann
auch mal gezielt gegen Zielpersonen gehen, gegen bekannte Gegner der
Hundelobby. Häufig an vorderster Front hart am Hund osteuropäisch anmutende
Frauen ohne deutsche Sprachkenntnisse.
Man
trifft kaum den aggressiven Kern der Hunde-Lobby. Kräftig wirkende Herren nicht
nur mit Glatze und großen, häufig schwarzen Hunden. Eine solche
„Urlaubsgesellschaft“ habe ich vor etwa vier Jahren mit drei abgedunkelten
VW-Touran auf der Seiser Alm konzentriert in einem Hotel getroffen.
Die
amüsanteste Szene spielte sich an einem Donnerstag gegen 17.00 Uhr direkt am
der Strandpromenade vorgelagerten Westerländer Strand ab. Es gab schon eine
ziemlich frische Brise, der Strand war also nicht sonderlich voll. Oben auf der
Promenade prangten bei allen Zugängen Schilder, die auf die Anleinpflicht
hinwiesen. Auf dem Strand befand sich auch eine Hundehalterin mit einem weißen,
mittelgroßen, kräftigen Hund, den sie
frei laufen ließ. Der Hund war so schnell, wie ich es bisher nur bei Windhunden
gesehen hatte-Hundeprofis werden wissen um welche Rasse es sich handeln kann.
Der Hund spurtete zur ersten Buhne und rannte auf den Steinen so weit es ging zum Meer und wieder zurück.
Er jagte ganz klar erkennbar Möwen, die er nicht erwischen konnte. Nach der
ersten Buhne überbrückte er im Spurt den Zwischenraum zur nächsten Buhne und so
ging es weiter. Die Beobachter oben auf der Promenade staunten nicht schlecht.
Die
Sache dauerte wegen der Schnelligkeit des Hundes nicht sehr lange. Der Vorfall
hatte soweit erkennbar keine Folgen für die Halterin des Hundes.
Westerland,
ja ganz Sylt, hat wie alle Städte im Land auch ein beträchtliches Problem,
dessen Lösung nur schwer gelingen wird. Das Problem der Kontrolle der
Hundehalter. Eine Möglichkeit: der Einsatz von bei der Stadt angestellten
Hundekontrolleuren, in Hamburg acht(!), oder von privaten sich selbst tragenden
Sicherheitsdiensten, die auf Provisionsbasis die Regeln durchsetzen. Dann
müssen die „Strafen“ aber sehr hoch sein und die Sicherheitsdienste über
entsprechende Rechte verfügen.. Aber traut man sich das in Urlaubsregionen?
Es
gibt verdienstvollerweise inzwischen einige
Journalistinnen., die die 8 Millionen Hunde und besonders ihre Halter in Städten als Problem erkannt haben. Sie
übersehen aber zumeist die organisierten Interessen und militanten
Hundeorganisationen, die sich seit Jahren in einem Kampf für ihre Hundeinteressen
befinden. Hunde in Urlaubsregionen wird sicher mehr und mehr zum Thema.
Die
Bürger sollten sich nicht mehr mit dem auf nahezu allen Gebieten üblichen
Lamento von den Umsetzungsdefiziten aufhalten. An dem habe ich auch lange
teilgenommen. Wir brauchen Ergebnisse und vielleicht einen anderen Typ von
Politikern, der Umsetzungsstrategien ins Zentrum stellt und Polizei und
Verwaltungsapparate zum Laufen bringt.
Zum
Schluss einige allgemeine Bemerkungen:
Sylt
ist in der Vorsaison für den langjährigen Sylturlauber immer eine Reise wert,
vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Das war diesmal –übrigens entgegen den
meisten Wettervorhersagen- in den anderthalb Wochen vor dem Beginn der
Osterwoche der Fall. Vor Ostern und Ostern musste man wohl schon Wetterfest sein und die
richtige (Winter-)Kleidung dabei haben.
An
schönen Tagen hat Westerland auch in der Vorsaison durch die Tagestouristen das
ganze Jahr über bis über Wenningstedt hinauf volle Strände. Man trifft sie
bisweilen auch als unsichere Radfahrer
oder solche mit zu hohem Tempo auf den Fahrrad-und Wanderwegen nach Norden.
Tagestouristen
sind inzwischen zu Recht eine große und auch mehr oder weniger anerkannte
Touristengruppe, was nicht immer der Fall war. Viele sprachen etwas böswillig
von „Verprollung“ der Insel.
Seit
Jahren kommen große Einnahmen in der Immobilienboom-Phase sowieso nicht
mehr nur aus dem Tourismus, sondern auch aus dem Verkauf von älteren Häusern,
die zu hohen Preisen verschwinden und großen Neubauten mit Eigentumswohnungen
weichen. Ein Teil von Sylts Bewohnern und ihren Kindern ist in den letzten
Jahren enorm viel reicher geworden, das relativiert so manches.
Immer
wenn man wieder nach Sylt kommt, ist der
Weg um Hörnum Odde ein Stück kürzer geworden. Für die meisten Spaziergänger reicht
es immer noch, insbesondere wenn sie von Osten nach Westen den letzten Teil
gegen den Wind gehen dürfen.
Sehr
schön geht man in Kampen durch die Straßen mit den typischen Reetdach-Anwesen
auf der Wattseite. Sie sind noch weitgehend leer. Das ist natürlich nur etwas
für Leute, die nicht „neidanfällig“ sind. Ähnlich ruhig ist es auf dem
Ellenbogen, zwischen Rantum und Hörnum, zwischen Kampen und List. Die meisten
wissen das. Einen Geheimtipp gibt es auf Sylt nicht mehr.
Die
Kupferkanne ist wie schon lange in der Saison sehr überlaufen, in der Vorsaison
geht es noch. Sie bemüht sich um Qualität und künstlerisches Flair u.a. durch
die Ausstellung bekannter Sylt-Malerinnen.
Irgendwie
war allerdings die Atmosphäre verändert. Mir kam das Bedienungspersonal wie
eine organisierte Gruppe vor.
Für
schlechtes Wetter und auch sonst ist die öffentliche Bücherhalle in Westerland
ein Tipp, auch mit ihren Zeitungen und dem kostenlosen Internetzugang. Daneben
in der Tourismus-Info kostet die halbe Stunde 2 Euro.
Trotz
regelmäßiger Lektüre der Sylter Nachrichten im Urlaub war es wie immer schwer, die neuen Entwicklungen auch
nur ausschnitthaft wahrzunehmen. Aber das ist schließlich auch kein Muss.