Was nun Herr Trepoll?
Der
Innenausschuss der Bürgerschaft wurde mit den G20-Krawallen befasst. Eine
achtstündige Sitzung, in der die Mehrheit das Verfahren bestimmte. Der Senat
berichtete und ließ berichten, die Mehrheitsfraktionen befragten die Senatsvertreter,
die Oppositionsfraktionen zogen aus Protest aus, nahmen dann an der Befragung aus
Protest nicht teil, weil sie den Aufklärungswillen der Mehrheit bezweifelten.
Diese Aktionen waren nicht mit dem Fraktionsvorsitzenden der CDU abgestimmt,
wie er in einem Zeit-Interview erklärt.
Auch
im Sonderausschuss wird die Regierungsmehrheit die Mehrheit haben und die Linie
vorgeben, was nicht heißt, dass sie keinen Aufklärungswillen hätte.
Worin
besteht das Dilemma? Das Quorum für einen Untersuchungsausschuss ist nicht erreichbar.
Die CDU macht nicht mit, solange die Gefahr besteht, dass die Kanzlerin
aussagen muss.
Die
Kanzlerin hatte sich zudem ausdrücklich und deutlich gegen einen Rücktritt von
Bürgermeister Scholz ausgesprochen. Außerdem sind diejenigen CDU-Abgeordneten
an einem PUA nicht interessiert, die nicht wollen, das die Polizei auf den
Prüfstand kommt. Das dürfte wohl ein nicht unwichtiger Teil der Fraktion sein.
Wer
nun dem Fraktionsvorsitzenden Trepoll Mangel an Courage und politischen Biss
vorwirft, übersieht, dass er nicht die Macht hätte, einen PUA durchzusetzen.
Denn Trepoll verdankt sein Amt dem Hamburger Wahlrecht und dem schlechten
Abschneiden der CDU bei der letzten Wahl. Mindestens zwei mächtigere Anwärter
auf den Fraktionsvorsitz kamen nicht ins Parlament, obwohl nach landläufiger
Meinung auf der Landesliste gut platziert. Darunter auch der Landesvorsitzende Roland Heintze. Zudem ist der Harburger
Kreisverband der CDU, geführt von Ralf-Dieter Fischer, keine ausreichende Basis
für Führung und Machtpolitik in der Fraktion.
Dies
gilt, obwohl er zur Zeit in der Fraktionsspitze neben dem Fraktionsvorsitzenden
mit Birgit Stöver noch eine stellvertretende Vorsitzende stellt, die ich schon
vor einiger Zeit in einem meiner Blogs als Harburger Abgeordnete mit
politischem Potential eingeschätzt hatte. Insgesamt jedoch eine für Harburg
völlig ungewöhnliche Vertretung in der Führung
der CDU-Bürgerschaftsfraktion.
Es
ist bei nüchterner Betrachtung sogar zweifelhaft, ob Andre Trepoll sich
überhaupt als Spitzenkandidat für die nächste Bürgerschaftswahl würde
durchsetzen können, wenn er das denn wollte.
Andre
Trepoll hat also mit der Medienwirksamen
Rücktrittsforderung schon das ihm in dieser Konstellation Mögliche erreicht.
Regierung
und CDU spielen auf Zeit. Man will die Sommerpause nicht für eine zeitnahe
Aufklärung nutzen. Ob die Oppositionsfraktionen das Ziel PUA wirklich so scharf
im Visier haben? Wer will denn schon
in der Urlaubszeit in einen
Untersuchungsausschuss mit vielen langen Sitzungen und einem Berg von Akten,
und dies auch noch in Wahlkampfzeiten?
Die Sommerpause bricht jedoch die heiße Phase des
Skandals ab. Die politische Spannung dieser Phase wird nach der Sommerpause nicht
mehr vorhanden sein bzw. aufgebaut werden können.
Die
Vorteile eines PUA lägen jedoch ebenfalls auf der Hand:
-ein
Arbeitsstab von mindestens 7 Mitarbeitern des höheren Dienstes unter Vorsitz
eines Richters
-das
Recht Zeugen zu laden und anzuhören
-ein
umfassendes Akteneinsichtsrecht
-ein
Ausschuss mit einem hohen medialen Aufmerksamkeitswert
-ein
Ausschuss mit Profilierungsmöglichkeiten für die Obleute und den
Ausschussvorsitzenden
Nur
mit einem solchen Ausschuss käme auch die Polizei und ihre Strategie angemessen
auf den Prüfstand. Die Lageeinschätzungen der Dienste und des Bundeskanzleramts
wären wohl nur mit einem PUA zu erhalten, wenn überhaupt. Die
Entscheidungsprozesse im Vorfeld des Gipfels kämen auf den Tisch. Eine Befragung
der Hauptakteure kann nur ein PUA erreichen.
Wie
es aussieht, werden die Kanzlerin und der Bürgermeister im Wahlkampf nicht
wirklich mit ihrer Verantwortung für den Gipfel in Hamburg konfrontiert werden.
Die politische Belastung durch eine langwierige Untersuchung wird beiden wohl
erspart bleiben.
Die
Frage, ob die deutschen Sicherheitskräfte überhaupt Mittel gegen
dezentralisierte Plünderungen und Vandalismus
in Großstädten anzubieten haben, die auch der Öffentlichkeit vermittelt
werden könnten, wird wohl noch eine gute
Weile offen bleiben.